Auf welches Projekt ist Ihre Gemeinde besonders stolz?
Ganz klar: Unseren Luthergarten! Und ihren Grundstein – die Taufstelle!
Die Idee dazu kam uns im Zuge der Vorbereitungen für das 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Wir sehnten uns nach etwas Nachhaltigem, einem lebendigen Projekt, das wächst und sich entwickelt wie die Reformation selbst, das Menschen im Glauben inspiriert und die kirchliche Praxis bereichert, einem Ort, der Menschen einlädt. Damit war der Traum vom Luthergarten geboren: Ein Garten, gestaltet in Anlehnung an die bekannten Bibelgärten, dieses Mal jedoch mit anderem Schwerpunkt. Wir wollten darin nicht nur Pflanzen und andere geeignete Elemente zur Darstellung bringen, die uns von Luthers eigenem Lebensumfeld erzählen, sondern vor allem auch zentrale Gedanken seiner Theologie lebendig veranschaulichen.
Ein geeignetes Grundstück in unmittelbarer Nähe zu unser malerisch gelegenen Barockkirche hatten wir rasch ausgemacht: Ein großer, von einer alten Natursteinmauer umfriedeter Abschnitt unseres Pfarrgartens lag seit Längerem brach und kann separat über den alten Kirchhof betreten werden. Mit vielfältiger Unterstützung (angefangen von den Landfrauen, über lokale Gartenbaubetriebe, großzügige Spenden aus der Bevölkerung, Sachspenden von örtlichen Steinbrüchen uvm.) konnten wir zügig mit der Realisierung des ersten Bauabschnitt beginnen: Der Taufstelle.
Diese liegt im Zentrum des neu entstehenden Luthergartens – ein erster Hinweis darauf, welch große Bedeutung die Taufe für den Reformator Luther hatte. Sie ist mit altem Kopfsteinpflaster aus der Region in Form des griechischen Buchstaben Alpha gestaltet, weil sie den Anfang des christlichen Lebens symbolisiert. In ihrer Mitte befinden sich drei große Findlinge, aus denen Wasser hervorsprudelt. Diese nehmen die Dreieinigkeit Gottes und seine lebendige Beziehung zu uns auf. Daneben verfügt die Taufstelle noch über ein großes, in Natursteinen gemauertes Taufbecken. Darin kann man mit dem ganzen Körper untertauchen – eine Form der Taufe, die stark nachgefragt wird.
Im Sommer 2018 konnten wir die ersten beiden großen Tauffeste im Luthergarten feiern. Locker und frei, so lief die Premiere ab. Ein Akkordeon sorgte für die musikalische Untermalung, die Erwachsenen saßen auf den die ersten Beete umfriedenden Natursteinmäuerchen, die Kinder spielten und ernteten Beeren und am Ende pflanzten die Tauffamilien gemeinsam einen Baum. Die Besucher waren sich einig, dass so eine Taufe in der Natur unter freiem Himmel etwas Besonderes ist.
Was zeichnet Ihre Gemeinde aus und macht diese so besonders?
Das Leben ist eine Baustelle – und auch wir verstehen uns als Gemeinde im Aufbau!
Ein schönes Kirchengebäude haben wir dank engagierter Vorfahren schon: Ein echtes barockes Prachtstück aus dem 17. Jahrhundert, vor wenigen Jahren liebevoll restauriert und weitgehend in den Originalzustand zurückversetzt. Aber auch die Gemeinde selbst ist ein Haus aus sehr lebendigen Steinen (1 Petr 2,5), und dass Christus das Fundament (1 Kor 3,11) und der Eckstein (Eph 2,20) all dessen ist, das steht für uns außer Frage! Von dieser Grundlage her verstehen wir uns, darauf bauen wir auf, das gibt uns Halt und daran orientieren wir uns in unseren Planungen. Wir verstehen es als unseren Auftrag, den Menschen vor Ort das Evangelium authentisch und lebensnah in Wort und Tat nahezubringen. Wir möchten Menschen inspirieren, ihr Leben als Christen zu leben und zu gestalten. Wir möchten als Gemeinschaft nicht nur enger zusammen- sondern auch nach außen hin wachsen. Dafür wagen wir an vielen Stellen neue Aufbrüche, träumen, entwickeln Ideen und setzen nach Kräften das um, was Menschen Lust auf den christlichen Glauben macht. Außergewöhnlich-individuell gestaltete, einladende Kasualien gehören für uns unbedingt dazu – vor dieser Praxis versteht sich nicht zuletzt auch das Taufareal im Luthergarten.
Zur Umsetzung dieses 1. Bauabschnitts wurde ein umfassendes Fundraisingprojekt erarbeitet. Menschen, die für den Luthergarten spenden, erhalten zur Erinnerung eine Schieferplakette mit ihrem Namen, die den Garten später schmücken und an ihr Engagement erinnern wird. Über 8000 Euro sind auf diese Weise bereits zusammengekommen. Weitere Unterstützung wurde uns zuteil aus der Politik (Rhein-Lahn-Kreis), von Stiftungen wie auch ganz praktisch durch Beetpatenschaften oder Hilfseinsätze befreundeter Jugendgruppen aus einem nahen CVJM-Freizeitheim. Weitere Bauabschnitte, die bspw. die Anlage von Wegen und weiteren Terrassenstufen umfassen, sind ab dem Frühjahr 2019 fest eingeplant.
Weitere Informationen und Fotos finden Sie auf unserer Homepage unter www.kirche-klingelbach.de
Hier gehts zu unserem Video „Taufstelle im Luthergarten“ https://youtu.be/EZ95tZp7cV4
Was würden Sie mit dem Preisgeld im Rahmen Ihres Projektes machen?
Wir haben ein spezielles Element unseres Luthergartens im Blick, in das ein etwaiges Preisgeld fließen würde. Es handelt sich dabei um einen echten „Dreh- und Angelpunkt“: Nämlich eine schmiedeeiserne Pforte am Eingang. Bis dato findet sich an dieser Stelle eine halb verwitterte Lattenkonstruktion. Unsere Vision wäre, die Pforte neu zu gestalten und uns dabei von einem Schlüsselmoment im Leben Luthers leiten zu lassen. Es soll im Jahr 1515 gewesen sein, dass Luther beim Nachdenken über einen Bibeltext auf einen Satz stieß, der sein Leben, sein Denken und in deren Folge letztlich unsere Welt verändert hat: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Röm 1,17). Luther erinnert sich später an dieses Schlüsselerlebnis: „Da fühlte ich, dass ich ganz und gar neugeboren und durch die geöffneten Pforten in das Paradies eingetreten war.“
Mit unserem Luthergarten möchten wir Menschen einladen, dies nachzuempfinden. Das soll schon beim Eintritt durch eine Pforte geschehen, die den Vers „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ im Torbogen abbildet. Als Pendant zur alphaförmigen Taufstelle soll sie zudem mit einem Rosenbogen in Form des Buchstaben Omega gekrönt werden – denn wer aus dem Garten durch sie hinaustritt, steht auf dem Friedhof, das Friedenskreuz im Blick. Auf diese Weise bringen wir Christus ins Gedächtnis, der von sich sagte: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (Off 24,13). Taufe, Kreuz und Auferstehung fließen hier ineinander.
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